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Daten sind ein Tor zur Welt

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 09.10.2017
Frauke Nippel

Visualisierungen können komplexe und abstrakte Zusammenhänge zugänglicher und verständlicher an ein breites Publikum kommunizieren. Das ist die Überzeugung von Sebastian Meier, der seit dem 1. September bei uns im Bereich Ideation & Prototyping Lab als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitet. Im Interview erläutert er, warum und wie er mit offenen Daten Projekte für Berlin machen will. 

Du bist Designer und Informatiker. Dir als visuellem Menschen gefällt es sicher, dass Bilder für unser Leben immer wichtiger werden, oder?

Der Mensch ist ein visuelles Wesen. Bilder, sowohl Photographien als auch Daten-Visualisierungen, bieten einen emotionaleren Zugang als Texte und tabellarische Darstellungen. Speziell über die Datenvisualisierung als Kommunikationsmedium lassen sich schnell Zusammenhänge deutlich machen. Und das nicht erst heute. Klassische Beispiele hierfür sind das Rose Diagram von Florence Nightingale von 1858, dass half, die problematischen sanitären Zustände in britischen Armeehospitalen sichtbar zu machen, oder die Cholera-Karte von John Snow von 1854, die offenbarte, dass sich die Erkrankungen rund um die Brunnen von Central London häuften.

Dank der Digitalisierung kann man 2017 sehr plastisch zeigen, was hinter Statistiken und Zahlen steckt, die unser Leben abbilden – wenn auch immer mit der wichtigen Einschränkung, dass Zahlen und Daten nicht objektiv, sondern Interpretationen der Wirklichkeit sind.

Gerade öffentliche Einrichtungen und Behörden verfügen über große Datenmengen, die unser Leben abbilden und die man meiner Meinung nach unbedingt nutzen sollte, um unser Leben transparenter zu machen und Mitwirkungsmöglichkeiten zu schaffen. Ich finde es wichtig, dass gerade öffentliche Daten nicht ausschließlich kommerziell genutzt werden.

Am Interaction Design Lab habe ich in der Vergangenheit bereits sehr interessante Visualisierungsprojekte gemacht. Jetzt möchte ich mich auf Offene Daten und die daraus entstehenden Partizipationsmöglichkeiten konzentrieren, mit Berlinerinnen und Berlinern Karten und Grafiken zu interessanten Zusammenhängen im Umfeld machen. Das kann beispielsweise ein Pollenflugwarn-Service sein oder auch eine Karte, in der die Kitas der Stadt mit ihren Einzugsgebieten eingetragen sind. Vielleicht schauen wir auch mal, was Sensoren messen – und was nicht - oder was passiert, wenn man Algorithmen ändert und ganz andere Aussagen erhält. Wie gesagt: Ein kritischer Umgang gehört immer dazu, wenn man mit Zahlen arbeitet.

Wir haben da einige interessante Ideen für unser Prototyping-Lab.

Der Treibstoff für Eure Arbeit, die Daten, gehen Euch in den nächsten Jahren sicher nicht aus. Im Gegenteil: Die Datenflut nimmt ständig zu. Kann das nicht auch zum Problem werden?

Big Data ist eigentlich im Zusammenhang mit Open Data kein Thema. Wetterstationen, Kitas oder was auch immer man untersucht: Das Zahlenwerk, mit dem man arbeitet, ist fast immer gut überschaubar.

In Bereichen wie beispielsweise Medizin und Verkehrstechnik sieht das anders aus. Ich habe mich in meiner Doktorarbeit gerade damit beschäftigt, dass selbst die großen Player mittlerweile nicht mehr alle Daten in die Cloud schicken. Anstelle dessen werden Daten zum Teil direkt auf dem Endgerät verarbeitet und nur noch aggregierte Daten gesendet. Perspektivisch könnte das die Datenverarbeitung effizienter machen und mehr Schutz für die Privatsphäre bringen.

Ich glaube, technisch ist die Verarbeitung von immer mehr Daten kein Problem, aber die Übertragungswege können zum Nadelöhr werden. Das macht noch mal deutlich, wie wichtig der weitere Ausbau der Netze ist. Stichwort Breitband. –Zu diesem Thema habe ich übrigens erstmals vor 11/2 Jahren mit der Technologiestiftung zusammengearbeitet, als Freelancer die Seite www.breitband-berlin.de gestaltet. Immer noch ein wichtiges Thema!