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KI-Masterplan: Wann hilft der internationale Vergleich?

  • Veröffentlichungsdatum 10.07.2019
Frauke Nippel

Es ist populär, (Teil-)Bereiche der KI international führender bzw. ambitionierter Länder zu analysieren. Dies mag auch in der Hoffnung begründet sein, deren innovationspolitische Bemühungen könnten Hinweise geben, wie Wettbewerbsvorteile durch KI nutzbar gemacht werden. Amerikanische Startup-Finanzierung, chinesische Governance und israelische KI-Fachkräfte sind immer wieder genannte Beispiele.

 

Zwar lässt sich eine Übertragung dieser Best Practice Beispiele auf die deutsche und Berliner Innovationspolitik leicht fordern, doch ist die Umsetzung nur im begrenzten Maße möglich. Zu glauben, man könne mit Kopien der international erfolgreichsten Instrumente die Innovationspolitik in Deutschland oder Berlin gestalten, ist ein Trugschluss und kann letztendlich nicht zum Erfolg führen. Erfahrungen historischer Innovationspolitik sollten bei der Entwicklung von Politikmaßnahmen zur Unterstützung von KI-Systemen mitgedacht werden. Letztendlich funktionieren Masterpläne nur, wenn ortsspezifische Voraussetzungen beachtet werden:

  • Rahmenbedingungen in der Technologieentwicklung durch externe Faktoren, zum Beispiel durch die Einbettung in internationale Handelssysteme, ausdifferenzierte Ausbildungssysteme und geographische Größenunterschiede erlauben nur eine eingeschränkte Übertragbarkeit. Länderspezifische Lösungen können nur in dem Maße übertragen werden, in dem auch deutsche Charakteristika mitgedacht werden.
  • International erfolgreiche KI-Innovationspolitik lässt sich nicht als deterministische Schritt-für-Schritt-Handlungsanweisung übernehmen und auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden. Die Ex-Post-Analyse birgt die Gefahr, Ergebnisse aus heutiger Perspektive zu verklären. Vergangene Innovationsaktivitäten und Rahmenbedingungen werden dann im positiven Licht der aktuellen Erfolge interpretiert. Das muss nicht in jedem Fall falsch sein. Trotzdem kann eine zu starke Vereinfachung dazu führen, sich auf einzelne Politikinstrumente zu konzentrieren, ohne dass die Komplexität vergangener Entscheidungsfindung Beachtung findet oder dysfunktionale Instrumente analysiert werden. So werden die zum Zeitpunkt der Entscheidung bestehenden Unsicherheiten übersehen.
  • In Berlin und Deutschland gibt es eine ausdifferenzierte Wirtschaftsstruktur mit einer international anerkannten Zulieferindustrie. In Berlin sind zudem 80 Prozent der KI-Unternehmen mit Fokus auf den Business-to-Business-Markt tätig. Innovationspolitische Instrumente müssen sich auf institutionelle Rahmenbedingungen ausrichten, daher ist es wichtig, erfolgreiche Innovationspolitik der Vergangenheit zu analysieren, um zu verstehen, wie auch in Zukunft erfolgreiche Innovationspolitik gestaltet werden kann. So wurde beispielsweise die Berliner Gesundheitswirtschaft gezielt durch die Förderung von Wissenschaftseinrichtungen, die Unterstützung von Transferaktivitäten und Vernetzungsangebote unterstützt und erfolgreich entwickelt.

Letztendlich ist es entscheidend, zu verstehen:

  1. Wie sehen konkrete Unterstützungsbedarfe für das KI-Ökosystem bzw. den Wissenstransfer aus?
  2. Wie wurden in der Vergangenheit erfolgreiche Industrie- und Dienstleistungsbranchen unterstützt?
  3. Wie haben andere Länder erfolgreich den Aufbau von KI-Ökosystemen unterstützt und inwiefern lässt sich das auf Deutschland und Berlin übertragen?

Der vorliegende Blogbeitrag basiert auf dem Ausschnitt eines Vortrages bei der Friedrich-Naumann-Stiftung vom 16.06.2019 über KI-Masterpläne im internationalen Vergleich und die Implikationen für Deutschland und Berlin.

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