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Was ist Prototyping?

  • Rubrik Aus der Stiftung
  • Veröffentlichungsdatum 01.03.2024
Anna Hantelmann

Der Prototyp kennt viele Namen: Test, Modell oder auch Beta-Version. Was bedeutet Prototyping? Und warum ist ein Prototyp bei der Entwicklung digitaler Lösungen wichtig? Unsere Teams teilen ihre Perspektiven für Hardware- und Softwareentwicklung, User Experience und Service Design.

Einfach mal ausprobieren: So könnte man Prototyping in drei Worten zusammenfassen. Aber dahinter steckt noch sehr viel mehr. Unsere Teams berichten uns aus ihrem Projektalltag, warum Prototyping wichtig ist und wie Prototypen helfen, schnellere und bessere Lösungen zu entwickeln.

Was ist ein Prototyp?

Ein Prototyp ist ein vorläufiger Entwurf einer Lösung und dient dazu, Ideen frühzeitig mit Zielgruppen zu vertesten und schrittweise zu optimieren. Der Prototyp hilft Entwickler:innen und Designer:innen in verschiedenen Bereichen: Von Software- und Hardwareentwicklung bis zu User Experience und Service Design.

Was sind die Vorteile von Prototyping?

Die Vorteile von Prototyping sind:

  • Durch Prototyping können wir mögliche Lösung praktisch demonstrieren und so Entscheidungsprozesse vorantreiben.
  • Mit einem Prototyp können wir frühzeitig testen und Feedback von Nutzer:innen einholen, um die Lösung zu optimieren.
  • Prototyping und Prototypen helfen uns, frühstmöglichst Fehler oder Risiken zu erkennen und Lösungen schrittweise zu entwickeln.  

Zusammengefasst: Prototyping ist nicht einfach ein Begriff, sondern eine Herangehensweise. Mit Prototypen entwickeln wir Lösungen, die pragmatisch sind und Nutzer:innen-Feedback in den Fokus stellen.

Warum Prototyping in unserer Arbeit so wichtig und Teil unserer Werteanschauung ist? Wir haben bei unseren Teams nachgefragt und teilen ihre Perspektiven beim Thema:

  1. Prototyping für Softwareentwicklung
  2. Prototyping für Hardwareentwicklung
  3. Prototyping für User Experience
  4. Prototyping für Service Design

1. Prototyping für Softwareentwicklung

Was bedeutet Prototyping im Kontext von Softwareentwicklung?

Im Kontext der Softwareentwicklung bezeichnet Prototyping einen Prozess, in dem eine Idee mit grundlegenden technischen Mitteln realisiert und validiert wird. Dabei entstehen erste Versionen von Websites oder Applikationen, die als "Proof of Concept" dienen. Diese Prototypen demonstrieren die Machbarkeit und das Potenzial der entwickelten Lösungen und dienen als Grundlage für Diskussionen mit verschiedenen Interessengruppen wie Verwaltungspersonal oder Softwareanbietern. Häufig sind unsere Prototypen voll funktionsfähig und entsprechen dem angestrebten Lösungsansatz, wodurch sie von Dritten genutzt werden können. Gemäß dem Prinzip "Public Money, Public Code" stellen wir alle Prototypen als Open-Source-Software auf der Plattform GitHub zur Verfügung.

Warum ist Prototyping in euren Innovationsprozessen wichtig?

Prototypen spielen eine wesentliche Rolle in unseren Innovationsprozessen, insbesondere im Rahmen agiler Entwicklung. Sie ermöglichen es, Ideen und Konzepte frühzeitig zu visualisieren und kontinuierlich durch das Feedback von Interessengruppen zu verbessern.

Er ermöglicht eine fokussierte Auseinandersetzung mit den Kernfunktionalitäten, da Nutzerfeedback direkt in die Softwareentwicklung einfließt. Dieser Ansatz spart Zeit und Kosten in der Konzeption und Umsetzung und fördert das Engagement der Stakeholder durch sichtbare Fortschritte und direkten Einfluss auf das Endergebnis.

Was sind eure Beispiele für Prototyping?

Als Beispiel für unser Prototyping ist das Projekt "Bürgeramt goes digital" zu nennen. Hier entwickeln wir digitale Lösungen, die den Besuch eines Bürgeramts sowie die Nutzung seiner Dienste vereinfachen. Ein Beispiel ist unser "Checkin-Tool", das die Wartezeit vor Ort reduziert. Aktuell entwickeln wir eine digitale Checkliste für benötigte Unterlagen bei An- und Ummeldungen in Berlin. Ein weiteres Projekt ist Parla, ein KI-Assistent, der mit Large Language Modellen die Suche und Zusammenfassung von Inhalten in umfangreichen Dokumenten vereinfacht. Dies unterstützt die zeitaufwendige Recherche für schriftliche Anfragen. Schließlich sei Giess den Kiez erwähnt, ein Projekt, das den Bestand der Berliner Bäume auf einer Karte visualisiert und Bürger über den Wasserbedarf der Stadtbäume informiert. Dieses Projekt basiert auf einem Open-Data-Datensatz von über 800.000 Bäumen und zeigt den Wert offener Daten sowie das Interesse anderer Städte an der Nutzung unserer Open-Source-Lösungen.

2. Prototyping für Hardwareentwicklung

Was bedeutet Prototyping im Kontext von Hardwareentwicklung?

Beim Team Digital Services beschäftigen wir uns mit digitalen Lösungen, die langfristig implementiert werden soll – oft kommt hier Softwareentwicklung mit Hardwareentwicklung zusammen. In beiden Bereichen spielt Prototyping eine wichtige, wenn nicht zentrale Rolle. In der Hardwareentwicklung ist Prototyping quasi schon inbegriffen. Wir benötigen technische Prototypen, um zum Beispiel die Stabilität und die Belastbarkeit eines Mesh-Netzwerkes zu testen und dadurch andere Parameter wie Abstand und Anzahl der Knotenpunkte zu definieren. Prototypen sind auch notwendig, um die Fertigung der Hardware zu ermöglichen, zum Beispiel indem wir die Bedürfnisse somit genau etablieren für Energie, Platz oder Betriebsbedingungen. Das verwenden wir im Rahmen des Projektes Kiezbox.

Warum ist Prototyping in euren Innovationsprozessen wichtig?

Für manche Projekte wollen wir innovative Lösungsansätze benutzen, um einen größeren Impact zu erzielen. Zum Beispiel, indem wir ein Webtool entwickeln wollen, welches ohne Server funktioniert, damit es ohne weitere Kosten und Betriebsaufwand nach der Förderungszeit weiter benutzbar bleibt. Bevor wir uns auf einen Ansatz festlegen, betreiben wir „exploratives Prototyping“, wodurch wir die Tauglichkeit des Konzeptes überprüfen. Das wird im Rahmen des Projektes Amarex erprobt.

Bei fast allen unserer Projekte geht es darum, innovative Lösungen an Nutzer:innen zu bringen, die davor nicht damit konfrontiert worden sind. Damit die Lösungen den gewünschten Effekt haben, aber auch gut verständlich und an die Wünsche der Nutzer:innen angepasst sind, arbeiten wir mit Klickdummies, Personas und/oder User Journeys, wodurch wir unsere Pläne prototypisch vertesten. Das verwenden wir bei den Projekten Kulturdaten, Amarex und SmartWater.

Ganz allgemein arbeiten wir agil und verfolgen unter anderem das Prinzip des „continuous delivery“, womit wir nicht nur eine Lösung oder Version am Ende liefern, sondern andauernd testbare und nutzbare Versionen produzieren, die mit und von den Nutzer:innen getestet und gefeedbacked werden können.

Was sind eure Beispiele für Prototyping?

Kiezbox, Amarex, Kulturdaten, SmartWater.

3. Prototyping für User Experience

Was bedeutet Prototyping für User Experience?

Prototyping im Kontext von User Experience bedeutet, dass durch die Erstellung verschiedener Modelle, wie Papierprototypen Wireframes oder Klick-Dummies, wichtige Arbeitsprozesse und Arbeitsschritte von Features und Funktionen ausprobiert werden können. Dies geschieht, um nicht nur die Nutzbarkeit, sondern auch die Verständlichkeit zum Beispiel von chronologischen Arbeitsabläufe zu überprüfen.

Das ermöglicht eine gezielte Ressourcenplanung vor der Umsetzung, wodurch positive Feedbackschleifen mit den Stakeholdern entstehen und der Weg für die endgültige Produktentwicklung geeebnet werden.

Warum ist Prototyping für User Experience wichtig?

Durch den frühzeitigen Einsatz von Prototypen integrieren wir Stakeholder in die Service- bzw. Produktentwicklung durch User Tests, bei denen Verbesserungsvorschläge direkt eingebracht werden können. Dies ermöglicht es, Feedback von Stakeholdern und potenziellen Nutzern einzuholen und direkt in die Gestaltung zu integrieren. Der Einsatz von Prototypen beschleunigt den Entwicklungsprozess, minimiert das Risiko von Fehlern und stellt sicher, dass das Endprodukt den Erwartungen der Nutzer:innen entspricht. Darüber hinaus fördert Prototyping die Kreativität im Team, da verschiedene Lösungsansätze leicht ausprobiert und verglichen werden können, um die optimale Erfahrung für Nutzer:innen zu schaffen.

Wo kommt Prototyping für User Experience zum Einsatz?

Einige Beispiele, die ich nennen kann, sind die Seniorendatenbank, BerlinPass, Bürgerterminals, Dashboard für das Amt für Statistik, Berlin Online Diagrammtool, Eheurkunde (Online Service), meinBerlin Beteiligungsplattformdes Landes Berlin, ODIS Dashboard Bibliotheken, Online Bürgeramt Berlin.

4. Prototyping für Service Design

Was bedeutet Prototyping für Service Design?

Ganzheitlichkeit, das ist das Stichwort für uns, wenn wir Protoytping und Service Design zusammendenken. Wir versuchen immer ganzheitlich und damit menschenzentriert zu denken. Prototypen helfen uns, die angedachten Lösungen direkt mit Menschen, die von der Lösung profitieren sollen, zu überprüfen.

Für uns sind diese frühen Tests durch Prototypen ein Weg sich noch mal und immer weiter mit den Menschen auseinanderzusetzen – und der Frage, ob wir mit der angedachten Lösung in der Lage sind, die Bedarfe und Anforderungen zu erfüllen. Die Anforderungen an die Lösung werden gemeinsam mit Menschen erarbeitet. Darüber hinaus unterstützt der Prototyp auch verschiedene Situationen, die vorher „theoretisch“ durchdacht worden sind, in der Praxis zu überprüfen. In der Realität und in verschiedenen Situationen und Kontexten zeigt sich, ob eine Lösung wirklich funktioniert.

Warum ist Prototyping für Service Design so wichtig?

Etwas konkretes, das sich im Prototyp finden lässt, hilft allen Beteiligten im Prozess besser zu verstehen, was die Herausforderung ist und ob wir die Bedürfnisse und Anforderungen richtig identifizieren konnten.

Gerade auf Entscheidungsebenen hilft ein Prototyp dabei, Verständnis zu entwickeln und die notwendigen weiteren Schritte einzuleiten.

Wo kommt Prototyping für Service Design zum Einsatz?

Ein paar Beispiele sind das Bürgeramt der Zukunft, Digitalwerkstatt Verwaltung und die Prototypenwerkstatt. Aktuell entwickeln wir ein Prototyp gemeinsam mit dem Amt für Bürgerdienste Friedrichshain-Kreuzberg, indem wir eine digitale Checkliste für benötige Dokumente testen.